Leitbild

Unser Leitbild

Satzung ist die Formalie – das Leitbild ist die Seele

„Satzung ist die Formalie – Leitbild ist die Seele“ so lautet der erste Satz im Protokoll über das erste Treffen der Leitbild-AG am 9.8.2018. Das Ergebnis aus dem über zwei Jahre dauernden Prozeß liegt nun vor:

In der Solawi Oberberg e. V. (im folgenden Solawi genannt) haben sich regionale Erzeuger*innen landwirtschaftlicher Produkte mit Menschen zusammengeschlossen, die regionale, saisonale und biologische Lebensmittel erntefrisch abnehmen wollen. Verschiedene Module erlauben eine vielfältige Auswahl für jeweils ein Anbaujahr zu einem zuvor individuell festgesetzten Monatsbeitrag. Das gibt den Erzeuger*innen finanzielle Sicherheit und den Abnehmer*innen Qualitätssicherheit der Produkte.

Leitbild Solawi

Das Leitbild ist für uns Handlungsleitfaden und Entscheidungshilfe. Es spannt den Bogen von unserem Umgang mit der Natur über unser Miteinander im Verein bis hin zu unserem Wirken auf die Gesellschaft.

Als Mitglied des „Netzwerk Solidarische Landwirtschaft“ gestalten wir die Agrarwende durch unser Handeln mit. Wir begreifen uns als Graswurzelbewegung und sind damit auch politisch aktiv. Wir sehen uns als Teil einer weltweiten Bewegung. Wir begrüßen und unterstützen das Wachstum der „Solidarischen Landwirtschaft“.

Unsere Werte und unsere Motivation

Wir übernehmen die Verantwortung für unser Handeln. Das bedeutet für uns, achtsam und respektvoll sowohl miteinander umzugehen als auch mit unserer Mitwelt, die Pflanzen und Tiere einschließt. Das spiegelt sich auch auf unseren Äckern. Sie sollen lebendige Lebensräume sein und werden.

Die Solawi bietet ihren Erzeuger*innen Sicherheit und den Mitgliedern die Möglichkeit, sich mit regionalen und natürlich gewachsenen Lebensmitteln zu versorgen. Verschiedene Module ermöglichen eine Auswahl. Eine optionale Vollversorgung mit Grundnahrungsmitteln wird angestrebt.

Wir leben von Offenheit und Toleranz und verstehen uns als Gemeinschaft, die Menschen verschiedenster Kulturen willkommen heißt. Die Vielfalt soll sich auf unseren Äckern und in den Menschen widerspiegeln. Rassistische und andere diskriminierende oder menschenverachtende Bestrebungen haben bei uns keinen Platz.

Die Solawi ist für uns ein Lernfeld, um solidarisches Zusammenwirken zu erproben. Zum Beispiel ermöglicht die anonyme Bieterrunde vor Beginn eines jeden Anbaujahres den finanziellen Ausgleich zwischen Mitgliedern, die mehr zahlen können und Mitgliedern, die weniger zahlen können.

Unsere ideellen Werte stehen für uns vor ökonomischen Aspekten. Unser Handeln und unsere Entscheidungen orientieren sich am Gemeinwohl. Damit möchten wir auch Vorbild sein und zu einem angstfreien und selbstbestimmten Leben in der Gesellschaft beitragen.

Unsere Organisation

Die Solawi ist basisdemokratisch organisiert. Ziel ist es Entscheidungen im Konsent (*) zu treffen. Beteiligung und Mitbestimmung sind jederzeit möglich und auch ausdrücklich erwünscht. Die Art und Weise, wie Beschlüsse umgesetzt werden, obliegt den jeweils Ausführenden.

Um Entwicklung zu ermöglichen, sehen wir uns als dynamische Organisation, in der Regelungen bei Bedarf hinterfragt werden können. Bei allen Entscheidungen sind folgende Prinzipien in entsprechender Priorisierung zu berücksichtigen: 1. Ökologie, 2. Regionalität und 3. Ökonomie.

Als Organisation haben wir einen Bildungsauftrag sowohl innerhalb des Vereins als auch nach außen. Wir schaffen das Bewusstsein für die Auswirkungen landwirtschaftlicher Produktionsweisen auf Natur, Klima und Gesellschaft, Erfahrungsmöglichkeiten in biologischem Landbau und die Möglichkeit, gemeinsam zu lernen und Kenntnisse auszutauschen. Dabei geht es auch um den Erhalt und die Vermittlung alten Wissens.

Achtsamkeit im Umgang mit der Natur

Wir stehen für eine ökologische und deshalb „enkeltaugliche“ Landwirtschaft. Das bedeutet für uns, dass wir mit den uns anvertrauten Böden, Tieren und Pflanzen achtsam und respektvoll umgehen. Unser Ziel ist ein lebendiger und in sich geschlossener Kreislauf, durch den das natürliche Ökosystem bestmöglich erhalten bleibt. Im Mittelpunkt unseres Handelns stehen Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität. Durch eine sorgfältige und schonende Bodenbearbeitung zum richtigen Zeitpunkt und mit organischen Düngemitteln wie Kompost und Mist sichern wir die Fruchtbarkeit unserer Böden auch für die nächsten Generationen. Der Einsatz schwerer bodenschädigender Maschinen und chemischer Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Monokulturen kommen bei uns nicht vor. Unser Saat- und Pflanzgut stammt möglichst aus samenfester Vermehrung und damit tragen wir zum Erhalt der Vielfalt auf dem Acker bei. Das wirkt sich auf unsere Produkte aus, die von hervorragender Qualität sind. Sie werden erntefrisch und unverpackt an die Mitglieder weitergegeben.

Durch die Nähe und die Transparenz unserer Betriebe kann auf eine Bio-Zertifizierung verzichtet werden.

Menschen und Beziehungen

Damit unser Miteinander gut funktioniert, begegnen wir einander offen, vertrauensvoll, wohlwollend und auf Augenhöhe. Erzeuger*innen und Abnehmer*innen stehen in Kontakt sowohl untereinander als auch miteinander. So entsteht Gemeinschaft und Vernetzung.

Unsere Solawi ist ein offener Raum. Sie bietet die Möglichkeit, sowohl an internen Prozessen als auch an landwirtschaftlichen Arbeiten teilzunehmen. Sie stellt damit den Rahmen, gemeinsam zu gestalten, zu pflanzen, zu ernten und gemeinsam zu feiern.

Die Menschen in der Solawi sind so unterschiedlich wie das Leben. Deshalb ist die Anerkennung der Gleichwertigkeit aller wesentliche Voraussetzung für Zusammenhalt und Solidarität.

Wirtschaften für den Menschen

Wir setzen uns kritisch mit den Auswirkungen der Konsumgesellschaft auseinander.
Als Solawi tragen wir aktiv zur Ernährungssicherheit bei. Regionalität stärkt den ländlichen Raum und seine kleinbäuerlichen Strukturen. Indem wir unsere Lebensmittel direkt von den Erzeuger*innen beziehen, machen wir uns unabhängig vom Marktgeschehen, dem Zwischenhandel und den Agrarkonzernen. Wir vermeiden Transport- und Verpackungsmissstände. Unsere Ernte landet zu 100% in unseren Erntekisten.

Faire Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen sind für uns selbstverständlich.

„Abschließend stellen wir fest: »Solawi lebt vom mitmachen«“

Leitbild AG – im Oktober 2020

* Erläuterung Konsent

Konsent entspringt einer Moderationsmethode aus der Soziokratie. Über diesen Weg lassen sich in Gruppen Entscheidungen oft leichter finden, als über eine Konsens-Entscheidung. Im Plenum werden Fragen besprochen, die für die Solawi, die Mitglieder und die Erzeuger*innen von Bedeutung sind. Die Methode der Konsent-Entscheidung ist oft Bestandteil des Plenums der Solawi.

Konsent lässt sich umgangssprachlich auf die folgende Frage reduzieren: Ist die Entscheidung gut genug für jetzt und sicher genug um es einmal auszuprobieren?

Vergleiche https://de.wikipedia.org/wiki/Soziokratie (Stand Oktober 2020) Soziokratie als Moderationsmethode

Die Soziokratie will ohne Abstimmungen auskommen, es sollen Argumente zählen und nicht die Anzahl der Stimmen. Jedes Kreismitglied wird gehört und kann durch einen schwerwiegenden Einwand die Entscheidung zu einem ungeeigneten Vorschlag verhindern. Eine Entscheidung ist gültig, sobald alle Kreismitglieder ihren Konsent (keinen Einwand) geben. Dabei entscheidet jeder ganz individuell, ob es sich im Hinblick auf das gemeinsame Ziel um einen „schwerwiegenden“ Einwand handelt. Allerdings gehört zu dem Einwand auch immer ein Argument, um zu verstehen, was hinter dem schwerwiegenden Einwand steckt. Mit Hilfe der Argumente wird in der Gruppe eine neue Lösung gefunden. Diese Entscheidungsfindung braucht etwas mehr Zeit und eine kompetente Moderation, als einfach die Anzahl der Stimmen entscheiden zu lassen, dafür gibt es keine „Verlierer“ und alle Mitglieder können alle Entscheidungen verstehen und mittragen.

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